Der regelmässige (normale) Hufbeschlag - Ratgeber - ET Hoofcare

Der regelmässige (normale) Hufbeschlag


1. Beginn mit der Beurteilung

Jeder Hufbeschlag beginnt mit einer sorgfältigen Beurteilung:

  • Zustand des alten Beschlags
  • Beurteilung des Pferdes im Stand (Statik)
  • Bewegungsanalyse (Dynamik/Biomechanik)

Besonders die Bewegung des Pferdes ist entscheidend, damit der Schmied die Fussung sowie das Zusammenspiel von Exterieur und Gliedmassenstellung richtig einschätzen kann. Eine ebene und geeignete Vorführbahn ist dafür unerlässlich.


2. Die Kunst des Hufbeschlags

Jedes Pferd ist individuell – häufig zeigen sich sogar vier unterschiedliche Gliedmassen-Stellungen und somit vier verschiedene Hufe. Daraus ergeben sich zahlreiche Faktoren, die für eine exakte Hufkorrektur und den passenden Hufschutz entscheidend sind.

Für einen durchdachten Beschlagplan müssen folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Alter des Pferdes
  • Haltungsbedingungen
  • Ausbildungsstand
  • Verwendungszweck
  • Gliedmassenstellung und -führung
  • Hufform und Konsistenz der Hufkapsel

3. Vorbereitung des Hufes

Ist die Analyse abgeschlossen, beginnt die praktische Arbeit:

  • Die alten Eisen werden entfernt.
  • Mit einem Probeschnitt an der Hufzehe wird die Länge des Tragrandes sowie die Dicke und Beschaffenheit der Hornsohle geprüft.
  • Danach wird der Huf grob gereinigt und der Tragrand passend zur natürlichen Fussung und dem Fesselstand gekürzt.

Erfahrung ist hier entscheidend, denn die kleinste Fehlbeurteilung kann sich negativ auf das Gangbild auswirken. Auch ein Vormustern ohne Eisen kann aufschlussreich sein, da der Beschlag das Gangbild beeinflussen kann.

Sobald die Huflänge zur Gliedmassenachse passt und die Auftrittsfläche möglichst plan ist, werden Sohle und Strahl nachgearbeitet. Dieser Arbeitsschritt muss mit grösster Sorgfalt erfolgen – ein gutes Fundament ist schliesslich auch die Basis für ein stabiles Haus.


4. Auswahl und Anpassen der Eisen

Je nach Exterieur, Alter, Nutzung, und eventuellen Korrekturen werden passende Eisen ausgewählt. Nach gründlicher Analyse werden diese erhitzt und mit handwerklicher Präzision gerichtet. Dabei zählt nicht die Geschwindigkeit, sondern das Ergebnis – ein guter Schmied ist selbstkritisch und korrigiert lieber mehrfach, bis alles exakt passt.

Der „normale“ Beschlag:

  • Die Eisen liegen von der Zehe bis zur weitesten Stelle bündig mit dem Tragrand.
  • Ab da folgt der Beschlag so, dass eine Lotlinie vom Kronrand genau auf den äusseren Rand des Eisens fällt.
  • Vorne: Überstand = halbe Trachtenhöhe
  • Hinten: Eisenlänge reicht idealerweise bis zum Ballenende

Modernes Material und Handwerkskunst

Der Markt bietet heute eine enorme Vielfalt an Materialien und Produkten für den Hufschutz:

  • Hufeisen aus Stahl, Guss, Aluminium, Titan, Messing
  • Kunststoffhufschutz (zum Nageln oder Kleben)
  • Hufschuhe, Sohlen, Stollen, Gleitschutz
  • Einlagen und Hufpolster aus Silikon, Polyurethan
  • Kunsthorn mit verschiedenen Eigenschaften

Jedes Material stellt eigene Anforderungen an Werkzeuge und Verarbeitung. Hier zeigt sich die wahre Kompetenz des modernen Hufschmieds: in der Kombination von fachlicher Analyse, Beratungskompetenz und handwerklichem Geschick.

Wissen ist Pflicht

Durch ständige Forschung und neue Werkstoffe entwickelt sich der Beruf des Hufschmieds ständig weiter. Fort- und Weiterbildung sind heute wichtiger denn je. Oft sind Reiter und Tierärzte angesichts der Vielzahl an Produkten verunsichert. Viele Innovationen werden als „das Beste“ vermarktet – doch nicht jedes Produkt passt zu jedem Pferd. Hier kommt der erfahrene Hufschmied ins Spiel. Er kennt die Problematik, analysiert das Pferd individuell und wählt den passenden Hufschutz – fachlich fundiert und handwerklich sauber umgesetzt.

Wichtig: All das gehört zum normalen Hufbeschlag – nicht zum therapeutischen oder orthopädischen Beschlag.

Wir danken allen unseren Kunden herzlich, die uns regelmässig wertvolles Feedback zu den von ihnen eingesetzten Produkten geben. Ein besonderer Dank gilt Uwe Lukas, Meisterschmied und Hufbeschlagsmeister mit Werkstatt in der Tierklinik Telgte, Warendorf, für seine inspirierenden Ideen und seine positive Mitwirkung bei der Entstehung dieses Artikels.