Strahlbeinerkrankung beim Pferd
Das Wichtigste auf einen Blick
Beschreibung des Strahlbeinerkrankungs
- Die Hufrolle ist ein komplexer Stossdämpfer-Apparat im unteren Bereich des Pferdebeins. Wird sie geschädigt, spricht man vom sogenannten Strahlbeinerkrankung.
- Typische Symptome sind Lahmheit, Stolpern, steifer Gang oder Schonhaltung.
- Hauptursachen sind genetische Veranlagung, Bewegungsmangel, falscher Hufbeschlag und Überbelastung.
- Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung erhöhen die Chance, dass das Pferd reitbar bleibt.
Im Huf- oder Zehenendgelenk (medizinisch: Articulatio interphalangealis distalis), also dem Gelenk zwischen den beiden letzten Zehengliedern, treffen drei Knochen aufeinander: das Hufbein (distal), das Kronbein (mittig) und das Strahlbein (auch Sesambein genannt). Das Strahlbein (lateinisch Os sesamoideum distale) ist ein kleines Sesambein, das bei Huftieren an der tiefen Beugesehne ausgebildet ist. Pro Zehe ist jeweils ein Strahlbein vorhanden. Es befindet sich unterhalb der Sehne im Bereich des Gelenks zwischen Hufbein und Kronbein. Zwischen der tiefen Beugesehne und dem Strahlbein liegt der Hufrollenschleimbeutel (Bursa podotrochlearis), der als Gleitlager dient. Strahlbein, Schleimbeutel und tiefe Beugesehne bilden gemeinsam die sogenannte „Hufrolle“ (Podotrochlea), die bei Paarhufern auch als «Klauenrolle» bezeichnet wird.
Der Gelenkknorpel dieses Hufgelenks ist vergleichsweise dick und dient als Stossdämpfer. Besonders beim Laufen muss das Gelenk starke Belastungen aushalten, da es kontinuierlich Unebenheiten des Bodens ausgleichen muss.
Anatomie und Funktion der Hufrolle
Die Hufrolle setzt sich aus mehreren Strukturen zusammen:
- Strahlbein
- Beugesehne
- Seitenbänder
- Hufrollenschleimbeutel
Dieser Komplex wirkt bei jedem Schritt als Stossdämpfer und verteilt die Kräfte gleichmäßig auf Huf und Bein. Bei dauerhafter Überlastung oder Entzündung kann sich das Strahlbein abbauen oder sogar brechen. Die Erkrankung betrifft fast ausschließlich die Vorderhufe und wird oft mit der Hufrehe verwechselt. Die chronische Form wird als Podotrochlose bezeichnet.
Symptome und Diagnose
Was sind die erste Anzeichen:
- Steifer oder lahmender Gang, vor allem nach Ruhephasen
- Stolpern und Zögern bei Bewegungsbeginn
- Schonhaltung, eingeschränkte Bewegungsfreude
Diagnostik:
- Klinische Untersuchung durch den Tierarzt
- Röntgenbilder sind oft unspezifisch
- Genaue Lokalisierung durch Nervenblockade: Wird das Pferd nach einer gezielten Betäubung lahmfrei, liegt der Ursprung in der Hufrolle.
Ursachen des Strahlbeinerkrangungs
Das Strahlbeinerkrankung tritt ausschliesslich bei domestizierten Pferden auf. Die Ursachen sind vielfältig:
- Genetik: Veranlagung durch Zuchtlinien
- Fehlbelastung: Durch harte Stopps, Sprünge, enge Wendungen im Reitsport
- Bewegungsmangel: Vor allem in jungen Jahren schädlich
- Fehlstellungen und Hufbearbeitung: Zu lange Zehen, falscher Beschlag oder zu enge Eisen
Behandlung und Therapie.
Was hilft?
- Ruhephase bei akuter Entzündung
- Entzündungshemmende Medikamente
- Gezielte Bewegung auf weichem Boden
- Orthopädischer Hufbeschlag zur Entlastung *
- Bodenarbeit als schonende Trainingsmethode
Alternative Mittel wie Teufelskralle oder homöopathische Präparate können unterstützend eingesetzt werden, sollten jedoch mit dem Tierarzt abgestimmt werden.
*Hier empfiehlt sich das Abrunden der Zehe zur Verbesserung des Bewegungsablaufes. Das Abrollen des Hufes, d. h. seine Drehbewegungen in alle Richtungen, soll somit erleichtert werden. Das Anschweissen eines Stahl-Aluminiumstücks zwischen den Enden der Rutenende oder ein geschlossenes Eisen kann zur Unterstützung verwendet werden. Auch Keilsohlen (aus Leder) können Linderung verschaffen.
Was wird nicht mehr empfohlen?
- Ein Nervenschnitt zur Lahmheitsunterdrückung ist nicht mehr zeitgemäss und birgt erhebliche Risiken (Stolpergefahr, Unfälle).
Prognose
Muss mein Pferd eingeschläfert werden?
In den meisten Fällen nein. Wird die Erkrankung früh erkannt und richtig behandelt, kann das Pferd wieder geritten werden. Nur bei fortgeschrittener, schmerzhafter Zerstörung der Strukturen muss über Euthanasie nachgedacht werden – das ist jedoch die Ausnahme.
Vorbeugung
So schützen Sie Ihr Pferd
- Regelmässige Kontrolle und Korrektur des Hufbeschlags
- Massvolles Training, angepasst an Alter und Gesundheitszustand
- Ausreichendes Aufwärmen und Abkühlen (mind. 20 Minuten vor – und nach dem Reiten)
- Weicher Boden für Arbeit und Bewegung
- Schonendes Anreiten junger Pferde