Rockereisen







Rockereisen – erleichtertes Abrollen für gesunde Bewegung
Was ist ein Rockereisen?
Ein Rockereisen ist ein speziell geformtes Hufeisen mit einer Aufwölbung auf der bodenseitigen Innenseite. Es verändert die Geometrie der Sohle so, dass der Huf leichter und früher in die Abrollbewegung übergeht. Diese Form reduziert die Hebelkräfte auf Gelenke und Sehnen und entlastet insbesondere Strukturen im vorderen Bereich des Hufes.
Die Methode wurde maßgeblich vom US-amerikanischen Tierarzt Dr. Rick Redden entwickelt, einem Pionier im Bereich der therapeutischen Hufbearbeitung. Seine Technik wurde unter Fachleuten weltweit bekannt und wird heute oft als „Bananenschuh“ oder „Rockerschuh“ bezeichnet – eine Anspielung auf die geschwungene Sohlenform, die dem Profil einer Banane ähnelt.
Varianten: Fersen-Zehen-Rocker und Full-Rocker
Bei einem Hufeisen mit Fersen-Zehen-Rocker (engl. „Toe-Heel Rocker“) weist die gesamte Sohle des Eisens eine geometrisch geschwungene Linie auf – ähnlich einer Sichel, im Gegensatz zur sonst flachen Auftrittsfläche. Diese Form ermöglicht dem Pferdehuf:
- ein sanftes, kontinuierliches Abrollen von der Trachte über den Hufballen bis zur Zehe,
- eine natürliche Bewegung ohne Ruck oder Blockierung, und
- eine Energieeinsparung, da unnötige Bewegungen im Unterschenkel minimiert werden.
Im Vergleich zur gerollten Zehe (Roll Toe) erlaubt diese Modifikation eine Verlagerung des Umknickpunkts deutlich weiter nach hinten. Das führt zu einer spürbaren Entlastung des gesamten Hufmechanismus und der damit verbundenen Strukturen.
Eine weitere Variante ist der sogenannte Full-Rocker: Dieses Hufeisen hat eine vollständig konvexe Bodenfläche (also eine gewölbte Form in alle Richtungen) und ist so konzipiert, dass es dem Huf einen selbsteinstellenden Palmarwinkel (PA, palmar angle) bietet. Dies bedeutet, dass sich der Huf bei jedem Schritt dynamisch an die jeweilige Belastung anpasst, was insbesondere bei chronischen oder instabilen Erkrankungen hilfreich ist.
Wann ist der Einsatz sinnvoll?
Rockereisen kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn Pferde beim Abrollen Schmerzen oder Einschränkungen haben, z.?B. bei:
- Hufrollenentzündung (Podotrochlose)
- Hufgelenksarthrose
- Sehnen- oder Bänderverletzungen
- Schmerzhafter Zehenbelastung oder Zehenwandproblemen
- Kompensatorischer Lahmheit oder Fehlstellung
- Rehabilitation nach Operationen oder chronischen Entzündungen
Durch das erleichterte Abrollen wird der Zug auf die tiefe Beugesehne, das Hufgelenk und die Hufrolle erheblich reduziert. Besonders bei Pferden mit langer Zehe und flachen Trachten kann der Rocker-Beschlag den Bewegungsablauf entscheidend verbessern.
Industriell gefertigt oder individuell angepasst
Rockereisen sind:
- industriell erhältlich (mit bereits integrierter Rockerform),
- als Rocker Rails individuell geschweißt
- vollständig maßgeschmiedet, um gezielt auf den Huf und die Pathologie einzugehen.
Die Wahl der Ausführung hängt vom Einzelfall, dem Gesundheitszustand des Pferdes und den gewünschten biomechanischen Effekten ab.
Worauf sollte geachtet werden?
- Eine gründliche Bewegungs- und Standanalyse (idealerweise inkl. Röntgen) ist Voraussetzung.
- Die Verwendung sollte immer durch einen spezialisierten Hufschmied in Absprache mit einem Tierarzt erfolgen.
- Eine zu starke Hebelverlagerung oder falsch positionierte Rockerlinie kann kontraproduktiv wirken.
- Der Beschlag muss regelmäßig überprüft und angepasst werden.
Rockereisen – insbesondere in der Ausführung als Fersen-Zehen-Rocker oder Full-Rocker – sind ein hochwirksames Werkzeug in der orthopädischen Hufbearbeitung. Dank der Erkenntnisse von Dr. Rick Redden ermöglichen sie eine biomechanisch durchdachte Korrektur der Abrollbewegung. Die veränderte Sohlengeometrie – von flach zu sichelförmig – führt zu einer deutlich entspannteren, energieeffizienten Bewegung, was Gelenke, Sehnen und die gesamte Gliedmaße entlastet. Bei gezieltem Einsatz können sie chronische Schmerzen lindern, Bewegungsabläufe harmonisieren und das Wohlbefinden des Pferdes nachhaltig verbessern.